Wer Dirk Rohde in voller Montur auf seinem Polizeimotorrad durch die Kölner Innenstadt kurven sieht, ahnt nicht, dass dies für den 54-Jährigen tagtäglich sein eigenes kleines Wunder ist: 2015 hatte er die Diagnose Mundbodenkrebs bekommen.
Kämpfen für dieses eine Leben
Wer Dirk Rohde in voller Montur auf seinem Polizeimotorrad durch die Kölner Innenstadt kurven sieht, ahnt nicht, dass dies für den 54-Jährigen tagtäglich sein eigenes kleines Wunder ist: 2015 hatte er die Diagnose Mundbodenkrebs bekommen.
Dirk Rohdes Überlebenschancen wurden damals bei 60 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre eingestuft. Sein Leben war komplett auf den Kopf gestellt: „Ich war total geschockt – und fühlte mich erst einmal sehr allein mit meinen Gefühlen und Gedanken“, sagt er rückblickend. „Mundbodenkrebs ist eine eher seltene Erkrankung“, erläutert Dr. Christoph Möckel, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie am St. Franziskus-Hospital. „Neuerkrankte sind durchschnittlich 60 bis 70 Jahre alt. Männer werden zur Zeit noch häufiger betroffen als Frauen – allerdings steigt auch hier die Zahl aufgrund eines veränderten Konsumverhaltens immer weiter an“, führt Dr. Möckel weiter aus. 90 Prozent der bösartigen Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich treten bei Menschen auf, die verstärkt Nikotin und Alkohol zu sich nehmen. Bei den übrigen 10 Prozent lässt sich die Erkrankung auf eine
Infektion durch Humane Papillomaviren (HPV) zurückführen. Eine Impfung gegen HPV kann also ebenso Schutz bieten, wie der weitestgehende Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
Nach der Diagnosestellung wurde Dirk Rohde in der Folgezeit insgesamt drei Mal operiert: Neben den Halslymphknoten wurden auch der Tumor und ein Teil seiner Zunge entfernt. Wenn eine Verdachtsdiagnose eindeutig bestätigt ist, besprechen die beteiligten Mediziner in einer Tumorkonferenz die Therapie. In einem frühen Stadium und bei günstiger Lage des Tumors reicht oft eine Operation. Ansonsten wird zusätzlich eine Chemo- und / oder hochdosierte Strahlentherapie verordnet. Hierzu erklärt Dr. Christoph Möckel: „Die Therapie wird immer individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt. Falls erforderlich, können die einzelnen Therapiebausteine auch miteinander kombiniert werden.“ Auf die Angst um sein Leben folgte bei Dirk Rohde die Wut – und daraus entwickelte sich ein ungeahnter Lebenswille.
“Ich beschloss, zu überleben und wieder als Motorradpolizist meinen Dienst anzutreten.”
Dirk RohdePolizist
Kampf gegen Krebs: Eine mut machende Geschichte eines Polizisten | SAT.1 Frühstücksfernsehen
In der Zeit nach der Operation und während der anschließenden Chemo- und Strahlentherapien erfuhr er große Unterstützung durch seine Kollegen. Sie motivierten ihn, sein Ziel der Rückkehr in den Beruf nicht aus den Augen zu verlieren – schließlich warte sein Motorrad auf ihn und die neue Motorrad-Kombi sei auch schon bestellt. Gewichtsverlust und Schmerzen, Erschöpfung und Appetitlosigkeit ließen Dirk Rohde zwar mehr als einmal ans Aufgeben denken, dennoch verlor er sein Ziel nie aus den Augen.
So kämpfte er sich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Therapie und die anschließende Reha, um im Juni 2016 wirklich wieder als Polizist auf seinem Motorrad zu sitzen. Hierfür waren körperliche Fitness und Kraft die wichtigsten Voraussetzungen. „Ich bin immer an meine Grenzen gegangen, damit ich stark und fit genug wurde, um die schwere Maschine zu steuern und unter Kontrolle zu haben“, erinnert sich Dirk Rohde. Mit eiserner Disziplin habe er Tag für Tag trainiert. Bevor er grünes Licht bekam, absolvierte er mit einem Kollegen eine dreistündige Motorradausfahrt in der Stadt und über Land – dann war der Polizist Rohde endlich wieder im Dienst. Und dort ist er bis heute aktiv. Neben den körperlichen Einschränkungen – fehlender Geschmackssinn, Sprechprobleme, Appetitlosigkeit u. a. – ist er laut eigener Aussage „weicher“ geworden, verständnisvoller, empathischer im Umgang mit Menschen, denen er in seinem Beruf begegnet. Oft belasse er es dann auch einmal bei einer mündlichen Verwarnung, wenn es die Situation hergebe, und appelliere an die Vernunft seines Gegenübers. „Ich setze die Dinge anders in Relation, tröste auch, wenn es sein muss, oder gebe einen Rat.
“Wir haben nur dieses eine Leben – und das sollten wir schätzen, pflegen und dafür kämpfen.”
Dirk RohdePolizist
Dirk Rohde (links) und Chefarzt Dr. Christoph Möckel freuen sich sehr darüber, dass der Motorradpolizist seine Erkrankung überwunden hat.
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